Autor: Marcel Rösel

Logik der Marktplätze

E-Commerce
Marktplätze sind wichtige Berührungspunkte zur Kundschaft im Netz, aber auch große Konkurrenten. Wir zeigen wie Sie erfolgreich mit diesem schweren Verhältnis umgehen können.
Infos zum Thema auf einen Blick:
  • 50% aller Produktsuchen beginnen auf Amazon
  • Marktplätze sind das am stärksten wachsende Segment im E-Commerce
  • Es entstehen immer neue Marktplätze für einzelne Nischen
  • Im Vertriebsmix können Marktplätze wichtige Funktionen einnehmen

Die Online-Marktplätze

Online-Marktplätze sind virtuelle Plattformen, auf denen Verkäufer und Käufer miteinander interagieren und Handel treiben können. Sie ermöglichen es Handelsunternehmen ihre Produkte einer großen Kundenbasis zugänglich zu machen, ohne dass sie einen eigenen Online-Shop aufbauen müssen. Dafür verlangen diese eine Gebühr plus Provision.

Einige der bekanntesten Online-Marktplätze sind Amazon, eBay, Alibaba und Etsy. Diese Plattformen bieten Verkäufern eine breite Palette an Funktionen, einschließlich Produktlistings, Zahlungsabwicklung, Kundensupport und Logistiklösungen.

Marktplatzgebühren

Marketplace-Landscape im Plattform-Zeitalter Durchschnittliche Marktplatz Provisionen/Gebühren je Kategorie (in Prozent vom Bruttoumsatz)
Marketplace-Landscape im Plattform-Zeitalter Durchschnittliche Marktplatz Provisionen/Gebühren je Kategorie (in Prozent vom Bruttoumsatz)

Einige der häufigsten Kosten, die Unternehmen für den Verkauf auf Online-Marktplätzen aufwenden müssen, umfassen:

  1. Grundgebühr: Meist fällt eine kleine monatliche Gebühr an, die ungefähr bei 40€ liegt.
  2. Verkaufsprovision: Die meisten Online-Marktplätze berechnen eine Verkaufsprovision auf jeden verkauften Artikel. Diese Provision kann je nach Marktplatz und Produktkategorie variieren. Oben in der Grafik sehen Sie die Spannweite der Verkaufsprovisionen.
  3. Versandkosten: Unternehmen müssen oft die Kosten für den Versand ihrer Produkte an die Kunden tragen.
  4. Marketingkosten: Um auf Online-Marktplätzen sichtbarer zu sein, müssen Unternehmen oft in Marketingmaßnahmen investieren, wie z.B. in bezahlte Werbung oder in die Optimierung ihrer Produktlistings.

Sonderfall Fullfilment und Lagerkosten: Unternehmen müssen oft Lagerkosten für ihre Produkte auf Online-Marktplätzen tragen, insbesondere wenn sie ein Lager bei einem Drittanbieter nutzen, um ihre Produkte zu lagern und zu versenden.

Es ist wichtig zu beachten, dass sich die Kosten je nach Marktplatz unterscheiden können. Unternehmen sollten sorgfältig prüfen, welche Kosten für den Verkauf auf einem bestimmten Marktplatz anfallen, und diese in ihre Geschäftskalkulation einbeziehen.

Hinzu kommen indirekte Betriebskosten, die teilweise aber sehr hoch ausfallen können. Gemeint sind etwa Kosten für die Bereitstellung von Produktdaten, interne Prozesse und die teilweise höheren Retourquoten, wie auf anderen Kanälen.

Weiter sind marktplatzspezifische Anforderungen zu beachten. Wer etwa auf Amazon erfolgreich einen Artikel verkaufen möchte, darf man diesen Artikel nicht günstiger anderenorts im Internet anbieten. Das gilt auch für den eigenen Onlineshop.

Hassliebe

Wussten Sie, dass über 50% der online Einkäufe auf Amazon.de beginnen? Kunden genießen die vertraute Bedienoberfläche und greifen auf Funktionen ihres dortigen Kontos zurück (Mediathek, kostenloser Versand…). Aus Kundensicht bieten Marktplätze diese einzigartigen Vorteile.

Aus Ihrer Perspektive als Händlerin oder Händler ist das Verhältnis mehrdeutig. Einerseits sind Marktplätze wie eBay, Amazon oder Otto Marktkonkurrenten. Andererseits bilden diese für Sie Berührungspunkte mit neuen Kunden und ermöglichen Wachstum.

Die Vielzahl der Marktplätze

Betrachtet man den Umsatz sind die Generalisten Amazon, eBay und Otto momentan Marktführer. Dort tummeln sich hunderttausende Anbieter und Milliarden Kunden. Aufgrund dieser Konstellation ist der Kampf um den Kunden hoch. Weitere "Everything-Stores" sind  Google Shopping, Idealo, Kaufland oder Fruugo.

Neben den Mega-Marktplätzen gibt es noch speziellere Nischen-Marktplätze. Etwa etsy für handgemachte Artikel, euronics für Elektroartikelschuhe oder Zalando für Fashion. Gerade in diesem Bereich kommen immer neue Anbieter auf und versuchen sich als Marktplatz zu etablieren. Beispiele aus 2022 sind Douglas, Manomano, Bricklink, Drinks&Co.

Sogenannte regionale Marktplätze verbinden stationäre Ladengeschäft mit online Bestellungen und Abholservices. Größere Anbieter sind Locamo oder Koomio.

Es ist wichtig, dass Sie für sich passende Marktplätze auswählen.

Gesetze der Online-Märkte

Vier Gesetze die Online-Märkte einzigartig machen:

  1. Onlinemarktplätze sind preistransparent.
    Angebote werden meist nach Preisen sortiert. Viele Kunden entscheiden sich für die Top 3 der Liste. Nur Lieferzeiten oder Bewertungen können dazu verleiten nicht den günstigsten Anbieter zu wählen.

  2. Onlinemarktplätze sind sozial.
    Bewertungen und Rezessionen anderer Kunden fördern oder verhindern den Kaufabschluss. Positive und realistische Bewertungen sind am überzeugendsten.

  3. Onlinemarktplätze sind zentral.
    Kunden können ganz einfach zwischen mehreren Anbietern wählen. Der Standort des Anbieters ist im Gegensatz zum stationären Handel unwichtig.

  4. Onlinemarktplätze sind riesig.
    Kunden können in hunderten Warengruppen stöbern. In jeder Warengruppe gibt es tausende Produkte und das Angebot verändert sich stetig.

Händlerin oder Händler auf einem Marktplatz werden

Nur wenn Sie die Gesetze der online Märkte beachten, können Sie erfolgreich am Markt teilnehmen. Das heißt:

  • Können Sie einen unschlagbaren Preis bieten? Oder alternativ eine schnelle Lieferzeit erreichen und hohe Warenverfügbarkeit?
  • Führen Sie in Ihrem Sortiment sehr gut bewertete Artikel?
  • Können Sie einzigartige Produkte anbieten?

Wenn Sie vorerst alle drei Fragen verneinen, gibt es viele Möglichkeiten Ihre Teilnahme vorzubereiten. Passen Sie im ersten Schritt Ihr Geschäftsmodell an Onlinemarktplätze an. Werden Sie zum Bestpreis-Anbieter; spezialisieren Sie Ihr Sortiment; entwickeln Sie die kürzeste Lieferzeit oder reagieren Sie schnell auf Marktlücken.

Da Marktplätze sich unterscheiden, sollten Sie diejenigen wählen, auf denen Ihr Geschäftsmodell am besten zum Tragen kommt. In diese Bewertung sollten auch die erwarteten Kosten einfließen, da monatliche Gebühren und Provisionen anfallen.

Abhängigkeit vermeiden

Marktplätze können Händlerinnen und Händler sperren. Bisher gibt es keine ausreichende Rechtssicherheit.

Bauen Sie daher ihr Kerngeschäft nicht auf einen einzigen Marktplatz auf. Im Optimalfall sind die Umsätze von online Marktplätzen zusätzliche Einnahmen, die zur Weiterentwicklung des Kerngeschäfts genutzt werden. Die betrieblichen Fixkosten sollte durch Ihr Kerngeschäft abgedeckt werden.

Bauen Sie für Ihr Kerngeschäft langfristig einen eigenen Onlineshop auf.

Optimierung und Entwicklung

Um Ihr Angebot zu verbessern, gibt es viele Dienstleister rund um Onlinemarktplätze. Diese können beispielsweise helfen Preis zu definieren, Marktlücken zu entdecken und vieles mehr. Nahezu der gesamte Prozess vom Einkauf bis zum Verkauf kann durch Dienstleister optimiert werden.

Optimierung ist ein zentraler Erfolgsfaktor im online Handel. Dienstleister und interne Optimierung können jedoch hohe Kosten erzeugen. Sie sollten daher nach der erwarteten Rendite entscheiden, in welche Maßnahmen Sie Geld investieren.

  • Welcher Prozess erzeugt die größten Kosten?
  • Welche Aufgabe benötigt die meiste Zeit?
  • Welches Produkt erzeugt die größten Gewinne?
  • Gibt es unnötige Arbeitsschritte?

Fazit

Online Marktplätze sind transparent, zentral und riesig. Kundinnen und Kunden beginnen aus diesen Gründen häufig ihren Einkauf auf einem Marktplatz. Aus Ihrer Sicht sind sie eine Möglichkeit weitere Kunden zu erreichen.

Dabei gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Marktplätze, von Generalisten bis zu Spezialisten und Lokalanbietern. Mit dem Verkauf auf den passenden Marktplätzen, können Sie lukrative Zusatzeinnahmen erzielen.

Um die Abhängigkeit zu einzelnen Anbietern zu verhindern, sollten Sie mehrere Marktplätze nutzen. Zusatzeinnahmen, die über diesen Vertriebsweg entstehen sollten in das Kerngeschäft investiert werden.

Neben dem Kontakt zu Kunden und zusätzlichem Umsatz, hilft die Teilnahme an online Marktplätzen Ihren Betrieb zu verbessern. Sie lernen den Onlinehandel kennen. Meist lassen sich die Kenntnisse auf den eigenen Onlineshop übertragen.

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